Mapping Memories

Erinnerungen verorten.

Hermelsbacher Friedhof

Ein in Bruchsteinmauerwerk eingefasstes und mit einem geschieferten Giebel versehenes Eingangstor. Es führt zum Hermelsbacher Friedhof. Im Jahr 1912 eröffnet, ist der Hermelsbacher Friedhof bis heute ein wichtiger Ort für unterschiedliche Formen von Gedenken und Erinnerung. Auf seinem weitläufigen Gelände führen Wege vorbei an Kriegsgräbern, einem jüdischen Friedhof und Grabstätten für in Siegen während des Zweiten Weltkriegs zu Tode gekommene Zwangsarbeiter:innen aus Osteuropa. Besonders greifbar werden die an diesem Ort verborgenen Geschichten bei geführten Rundgängen.

An diesem Gräberfeld erinnert ein Steinkreuz an die im Ersten Weltkrieg getöteten Soldaten. Die Stadt Siegen legte die Gedenkanlage im Jahr 1921 an. Die Anlage zeigt beispielhaft die Erinnerungskultur in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Die Gedenkanlage sollte nicht nur die Erinnerung an die getöteten Männer wachhalten, sie ist auch mit nationalen und gesellschaftlichen Interessen verknüpft. „Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk. Wohlan. Mir blieb der letzte schönste Trost: Für dies mein Volk zu sterben.“ Diese Inschrift verklärt und rechtfertigt den gewaltsamen Tod als Opfer für Volk und Vaterland. Die Rückseite des Steinkreuzes trägt die Inschrift: „Im Jahre 1921 von der Stadt Siegen zum Gedächtnis der hier ruhenden einhundertzwölf Teilnehmer am Weltkriege deutscher, englischer und franz[ösischer] Abstammung errichtet.“

Die Überreste von 24 Soldaten aus Frankreich und Großbritannien sind im Laufe der Jahre zurück in ihre Heimatländer überführt worden. Auch Soldaten des Zweiten Weltkriegs liegen hier begraben.

Auf dem jüdischen Friedhof liegen etwa 60 Mitglieder der früheren Siegener Synagogengemeinde begraben. Viele Siegener Jüd:innen überlebten die Zeit des Nationalsozialismus nicht. Deshalb erinnert oberhalb der jüdischen Gräber ein Gedenkstein mit Davidstern an die Opfer des Holocaust. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden hier 76 polnische Zwangsarbeiter:innen mit ihren Kindern beigesetzt. An sie erinnert eine Stele am Rand des Friedhofs. Die Tradition, nach der nur Jüd:innen auf einem jüdischen Friedhof bestattet werden dürfen, missachteten die Nationalsozialist:innen einfach.

Der Weg führt weiter hinauf zu einem Gräberfeld für in Siegen zu Tode gekommene russische und ukrainische Zwangsarbeiter:innen. Politische Führung, Polizei, Verwaltung und Wirtschaft arbeiteten zusammen und verschleppten während des Krieges tausende Menschen aus ihren Heimatländern ins Siegerland. In zahlreichen Siegerländer Betrieben wurden sie gegen ihren Willen zur Arbeit eingesetzt. An jeder Seite des Obelisken ist eine Gedenktafel angebracht. Die Tafeln verweisen auf 377 Opfer von Zwangsarbeit. 

Der Obelisk wurde bereits 1947 errichtet. 1998 wurde er durch einen neuen ersetzt, da das Denkmal baufällig geworden war. An dem Obelisken befinden sich vier Gedenktafeln in unterschiedlichen Sprachen, die an die Zwangsarbeiter:innen erinnern.

„Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“ – diese Inschrift trägt dieses Denkmal zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Hier finden offizielle Gedenkveranstaltungen statt, zum Beispiel zum Volkstrauertag. Die Inschrift unterscheidet nicht zwischen Täter:innen und Opfern des Nationalsozialismus. Die Frage, wie ein angemessenes Gedenken in Zukunft aussehen kann, wird daher in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.

© Fotos: Jannik Weber / AMS

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