Mapping Memories

Erinnerungen verorten.

Charlotten-Bunker

Der ehemalige Bunker zwischen Charlottenstraße und Eiserfelderstraße erinnert an das Kriegsende und an den politischen und kulturellen Neubeginn nach 1945.

Der Aufbau des Luftschutzes ist im Oktober 1940 forciert worden. Siegens Oberbürgermeister Alfred Fissmer war der Leiter des örtlichen Luftschutzes und hat den Bau der Luftschutzbunker in Siegen koordiniert.
Der Bau des Charlottenbunkers hat im April 1941 begonnen. Aus den Bauplänen ist die räumliche und technische Einrichtung des 180 Meter langen und 10 Meter breiten Luftschutztunnels ersichtlich.
In einer Akte der Stadtkämmerei finden sich die detaillierten Rechnungen des Bauunternehmers Erich Reckling aus Eiserfeld über den Bau des Tunnels, außerdem einige Fotografien, die den Baufortschritt dokumentieren.

Beim Bau des Tunnels wurden mehrere Monate lang zeitweise über 100 Arbeiter beschäftigt. Das Bauunternehmen hatte zu diesem Zweck zahlreiche italienische Arbeiter eingestellt, die gute Erfahrungen im Tunnelbau hatten.

Bis zur Absetzung Mussolinis im Juli 1943 waren Italien und Deutschland politische und militärische Verbündete. Für die vielen in Siegen lebenden italienischen Arbeiter hatte die faschistische Partei Italiens im November 1941 im ehemaligen katholischen Handwerkerhaus in der Siegener Altstadt, Mauerstraße 3, ein Parteihaus eröffnet.

Mit einer Fläche von 1.800 Quadratmetern und mehr als 2.900 Schutzplätzen war der Charlottenbunker der drittgrößte in der Stadt Siegen gebaute Bunker, mit Baukosten von 2 Millionen Reichsmark wahrscheinlich der teuerste.

Fertiggestellt war er Mitte Oktober 1944. Zu dieser Zeit bestimmten die Luftangriffe der Alliierten bereits den Alltag der deutschen Zivilbevölkerung.

O-Ton Bruno Kneppe, Siegen (2005): „Und die Leute atmeten ja auf … wie überhaupt aus dem Stollen rauskommen konnten. Denn der Stollen hatte nur einen Eingang und keine neue Luftzufuhr, teilweise waren es ja schon Erstickungsmomente. Es wurden immer neue Leute aus dem Stollen nach vorne geschickt zum Luftholen und dann wieder raus. Also einige Leute konnten sich draußen aufhalten und somit auch diese ganze Zeit überbrücken, um in dem Stollen zu bleiben. Sonst wär das gar nicht möglich gewesen.“

O-Ton Marianne Hellmann, Siegen (2005): „Der 16. Dezember, das war der schlimmste Tag meines Lebens …“

O-Ton Bruno Kneppe, Siegen (2005): „Den Tag, den wird man sicherlich nicht vergessen. Ich hab den so bewusst eben halt mitgekriegt … ich musste auf dem Rosterberg bei dem Schuster Schuhe abholen, und wie es dann Voralarm gab, … so jetzt muss ich gehen, dann sagte er: Bleib lieber hier, bei mir bist du besser aufgehoben, als wenn du jetzt unterwegs bist. Und dann bin ich aber rausgelaufen, es wurde dann Hauptalarm, und ich bin dann gelaufen … und vielleicht 10 Minuten, eine Viertelstunde bin ich unterwegs gewesen, wie dann der volle Angriff kam, und dann bin ich in den Stollen, der in der Winchenbach war, unterm Klingelschacht war ein Stollen, da bin ich reingeflüchtet, und kam dann natürlich verspätet nach Hause.“

O-Ton Erhard Schlabach, Siegen (2005): „Uns fuhr ein Schrecken in die Glieder, wie wir diese lodernden Flammen am Himmel sahen, die Rauchentwicklung, und … das verbreiterte sich, wurde immer mehr und immer mehr, dieses Feuer, damals, weil sich das ja über den Raum der gesamten Stadt Siegen … insbesondere in der Oberstadt, wo … naja, da waren ja die älteren Häuser damals, der sogenannte Club, so nannte sich das ja, der brannte ja vollständig nieder.“

O-Ton Marianne Hellmann, Siegen (2005): „Und ich musste rennen, dass ich in den Bunker kam … und musste auch noch Treppen runter laufen … und hatte dieses Kind noch in einer Wolldecke und dann kriegte ich noch so einen Platz an der Ecke, von den Frauen, die da alle saßen …“

Beim Luftangriff am 16. Dezember kamen 348 Menschen ums Leben, die Altstadt von Siegen wurde größtenteils zerstört.

Mit Zeitungen und Flugblättern appellierten Partei und Behörden an den Durchhaltewillen der Bevölkerung.

O-Ton Marianne Hellmann, Siegen (2005): „Und am 1. Februar war der zweite Angriff auf Siegen. Auf einmal standen am Himmel lauter – wie wir sagten – Christbäume … alles hell erleuchtet. Da sagte meine Mutter: ‚Zurück, kommt zurück! Wir wollen in den Keller …‘“

Bei diesem Angriff wurden weitere 138 Menschen getötet.


Idee, Konzept, Drehbuch, technische Ausführung: Dieter Pfau

Sprecher: Torsten Föllmer, Sprachaufnahmen: Marcel Barion

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