Seit dem Mittelalter prägt das Ensemble aus Nikolaikirche, Rathaus und Marktplatz das Bild der Siegener Oberstadt.
Das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert brannte durch den Luftangriff am 16. Dezember 1944 völlig aus. Lediglich die Außenmauern blieben erhalten.

Es dauerte bis zum Jahr 1948, bis der Wiederaufbau des Gebäudes beginnen konnte. Die historischen Außenmauern wurden als Ausgangspunkt genutzt und unterlagen nur wenig baulichen Anpassungen.
Auch das Kirchenschiff der Nikolaikirche aus dem 13. Jahrhundert brannte durch den Angriff völlig aus. Nur die Außenmauern blieben zu einem Teil erhalten. Auf unerklärliche Weise blieb der Kirchturm weitgehend unbeschädigt. Das Dach und das auf ihm thronende Krönchen waren intakt und für die Überlebenden symbolträchtig.

Nach längeren Kontroversen über den Charakter des Wiederaufbaus entschied man sich schließlich für eine Kombination aus historischen Elementen und funktionalen Anpassungen. Das Dach wurde vereinfacht und die Bruchsteingewölbe und beschädigten Außenmauern wurden mithilfe originalgetreuer Materialien repariert.
Der Marktplatz war vor der Kriegszerstörung weitestgehend umgeben von Fachwerkhäusern mit typischen Dachstrukturen in Form von Giebeldächern. Diese brannten durch die Bombenangriffe völlig aus. Nur Häuser aus Stein konnten den Brandbomben widerstehen, wie das Gebäude, in dem sich heute das Siegener Stadtarchiv befindet.

Der Wiederaufbau fand auf der Basis der vorhandenen Grundstücksgrenzen statt und bezog architektonische Elemente der früheren Bebauung mit ein, ohne diese ganz zu rekonstruieren. Es entstanden Reihenhäuser mit einheitlichen Höhen, bei deren Dachkonstruktion nur noch die Dachfenster eine Giebelkonstruktion besaßen.
Der Wiederaufbau der Oberstadt in Siegen zeigt die umfassenden Anstrengungen, eine zerstörte Stadt nicht nur wiederherzustellen, sondern sie auch an die Anforderungen der Zukunft anzupassen. Trotz zahlreicher Herausforderungen gelang es, eine moderne und funktionale Stadtstruktur zu schaffen, die historische Elemente einbezog.
Der Beitrag entstand im Rahmen des Seminars Kriegsende(n) in Siegen 1945. Orte des Wiederaufbaus als Erinnerungsorte des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte unter der Leitung von Dr. Daniela Mysliwietz-Fleiß
Autoren: Patrik Jakimov, Hristos Lapsios, Julian Schmickler, Muhammet Varol, Sören Stellmacher